Menstrubation – Selbstbefriedigung während der Periode gegen Regelschmerzen!
Vivien ist zertifizierte ganzheitliche Sexualberaterin und erfahrene Erotik-Texterin, die zahlreiche…
Unterleibsschmerzen, schmerzende Brüste, Übelkeit und Stimmungsschwankungen – willkommen in der Zyklusphase der Menstruation! Doch was hilft gegen die lästigen Begleiterscheinungen? Ein Zauberwort lautet „Menstrubation“, ein Neologismus, der sich aus „Menstruation“ und „Masturbation“ zusammensetzt.
Worum geht es bei „Menstrubation“?
Kreiert wurde der Begriff 2020 im Rahmen einer globalen Studie. Diese führten der Lovetoy-Hersteller Womanizer und The Female Company in Zusammenarbeit mit dem klinischen Psychologen, Sexualtherapeuten und Studienleiter Dr. Christopher Jones durch.
Es galt herauszufinden, ob Selbstbefriedigung Menstruationsschmerzen lindern kann. 486 Menstruierende nahmen in einem Zeitraum von fünf Monaten an der Studie teil. Jetzt sind die spannenden Ergebnisse da!
Menstrubation: Das sind die Studienergebnisse
Regelmäßiges Masturbieren während der Periode linderte nicht nur bei 70 Prozent der Teilnehmer*innen die Intensität der Periodenschmerzen, sondern hatte auch Auswirkungen auf Beschwerden wie Müdigkeit, Brustschmerzen, mentale Unruhe und Schmerzen im unteren Rücken oder den Beinen.
Bei 31 Prozent der Befragten, die einen Effekt bei der Selbstbefriedigung wahrgenommen hatten, reduzierte sich die Intensität ihrer Schmerzen sehr und bei 62 Prozent ließen die Beschwerden etwas nach.
Dr. Andrea Burri, Psychosexologin und Gründerin des „Institute for Sex Counselling and Sexual Sciences“, sieht ebenfalls einen klaren Zusammenhang: „Die Auswertung bestimmter Symptome zeigt, dass regelmäßige Masturbation vor allem die Häufigkeit von körperlichen Beschwerden reduzieren kann. Insbesondere: Krämpfe, Schmerzen in den Brüsten, im Unterleib, im unteren Rücken und an den Innenseiten der Oberschenkel. Darüber hinaus hatte es auch einen positiven Effekt auf innere Unruhe.“
Masturbieren während der Regel lindert auch dauerhaft und kontinuierlich die Schmerzintensität – und das sogar um 1,3 Punkte. Der Effekt hielt auch an, als die Teilnehmer*innen ihre gewohnten Schmerzmittel wieder nutzten. Aber nicht nur die Intensität, sondern auch die Häufigkeit der Periodenkrämpfe ließen bei 42 Prozent der Menstruierenden nach.
Ist Selbstbefriedigung während der Tage also tatsächlich ein Ersatz für herkömmliche Schmerzmittel? Die Teilnehmer*innen der Studie sind sich da einig: Ja! Denn 90 Prozent von ihnen empfehlen Masturbation zur Schmerzlinderung von Periodenbeschwerden. 85 Prozent der Befragten wollen ihre Selbstbefriedigungsroutine nach der Studie sogar beibehalten.
Warum Masturbieren während der Periode wie ein Schmerzmittel wirkt
Periodenkrämpfe sind nicht nur schmerzhaft, sondern können Menstruierende auch im Alltag belasten und einschränken. Das gilt natürlich auch für andere PMS-Symptome wie depressive Verstimmtheit, Blähbauch und Kopfschmerzen.
Zu den häufigsten Schmerzen gehören aber Unterleibskrämpfe: Sie entstehen, wenn sich die Gebärmutter während der Periode krampfartig zusammenzieht, um die Schleimhaut abzustoßen. Diese hat sich im Monatszyklus gebildet, damit die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet ist.
Die Kontraktionen verursacht das Hormon Prostaglandin, das auch für Entzündungen mitverantwortlich ist und als Botenstoff von Schmerzen agiert. Menstruationsschmerzen sind umso stärker, wenn der Prostaglandinspiegel hoch ist.
Wie kann Selbstbefriedigung in diesem Fall hilfreich sein? Beim Orgasmus werden die Hormone Endorphin, Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet. Diese haben eine positive Wirkung auf den gesamten Körper. Endorphine beeinflussen die Wahrnehmung von Schmerz und sind somit die ultimativen Gegner der Prostaglandine. Dopamin löst Glücksgefühle aus, die den Körper entspannen und ausgleichen.
Schmerzlindernd wirkt auch das Oxytocin, weil es das Stresshormon Cortisol verringert. Die schmerzlindernde Wirkung setzt ein, weil die verursachenden Schmerzprozesse nicht mehr im Vordergrund stehen und der Stoffwechsel sowie die Durchblutung angeregt werden. Beim Masturbieren finden die gleichen Prozesse im Körper statt wie beim Orgasmus – lediglich in etwas milderer Form.
Übrigens: 57 Prozent der Studienteilnehmer*innen hatten während der Testphase immer einen Orgasmus, wenn sie sich selbst verwöhnten, und 27 Prozent sogar fast jedes Mal.
33 Prozent von ihnen masturbierten vier- bis siebenmal pro Monat und 23 Prozent sogar sieben- bis zehnmal. Fast die Hälfte genoss ihren Solo-Sex regelmäßig während des gesamten Zyklus, 28 Prozent vor der Menstruation oder wenn sie PMS-Symptome hatten.
Selbstbefriedigung während der Periode ist eklig? Schluss mit Tabus!
Hinter „Menstrubation“ steckt so viel mehr als eine weltweite Studie! Die Vereinigung von Masturbation und Menstruation und die gewonnenen Erkenntnisse tragen zur Enttabuisierung des weiblichen Zyklus und besonders der Periode bei. Außerdem reduzieren die Ergebnisse den „Gender Health Gap“: Dieser benachteiligt Frauen und Menstruierende in Medizin und Forschung. Das hat zum Teil fatale Folgen für Betroffene.
Und natürlich soll künftig offener und ehrlicher über Selbstbefriedigung trotz der Periode gesprochen werden (können) – frei von Scham und Wertung! Dr. Jones hat dazu eine klare Meinung: „Ich habe Masturbation schon immer als Teil einer gesunden Self-Care-Routine empfohlen. In einer Welt, in der Masturbation immer noch mit sehr viel Scham behaftet ist, ist es umso wichtiger, die Vorteile zu betonen. Mit dieser Studie konnten wir empirisch nachweisen, dass Masturbation eine effektive Methode zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden ist.“
Besonders für medizinisches Fachpersonal sind laut Dr. Christopher Jones die Erkenntnisse relevant: „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Baustein für Ärzt:innen, die ihre Patient:innen über Masturbation aufklären möchten oder für einzelne Personen, die auf der Suche nach einer nicht-medikamentösen Lösung für ihre Periodenschmerzen sind.“
Das Menstrubation-Feedback
Das individuelle Feedback der Studienteilnehmenden zeigt, dass sie nicht nur während der Testphase einen positiven Effekt erlebt haben, sondern auch, dass dieser nachhaltig ist:
„Masturbation war für mich effektiver als die Medikamente, die ich sonst nehme. Das war sehr interessant“, bilanzierte eine Probandin. Selbstbefriedigung während der Tage kann also einen nachhaltigen Effekt bei der Schmerzlinderung erzielen und wirkte laut dieser Erfahrung auch effektiver als die Schmerzmittel aus der Apotheke.
„Ich habe so viel über meinen Körper und Zyklus gelernt. Vielen Dank dafür!“, sagte eine andere Teilnehmerin. Masturbieren trotz Periode ist ein wundervoller Weg sich (noch) intensiver mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Ein gutes Körperbewusstsein wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl und die eigene Sexualität aus.
Natürlich ist Selbstbefriedigung kein Allheilmittel, und jeder Körper ist anders. Dementsprechend gab auch Feedback von Teilnehmer*innen, für die Masturbation nur bedingt hilfreich ist.
Eine Studienteilnehmerin stellte fest: „Nicht alle Symptome kann Masturbation lindern, meine Kopfschmerzen sind z. B. geblieben. Aber gegen Unterleibsschmerzen hilft es auf jeden Fall!“.
Solosex kann eine Reihe von PMS-Symptomen lindern, einige bleiben dennoch und sollten weiterhin wie gewohnt behandelt werden. Möglicherweise gibt es auch andere alternative Schmerzmittel.
„Medikamente haben eine länger anhaltende Wirkung – Masturbation hilft direkt, aber nur kurzfristig. Die Einnahme von Medikamenten ist zwar nicht das Ziel, aber Masturbation ist nicht immer möglich (z. B. auf der Arbeit, unterwegs)“, äußerte sich eine weitere Probandin.
Masturbation kann also auch eher eine direkte, statt eine langfristige Linderung bringen. Im beruflichen und privaten Alltag lässt sich Selbstbefriedigung gegen Periodenschmerzen in dem Fall nur schwer umsetzen.
Fazit zu Menstrubation
Masturbation ist zwar keine Zauberei und ersetzt auch nicht bei jedem menstruierenden Menschen die ein oder andere Schmerztablette oder Wärmflasche, trägt aber in hohem Maße zu mehr Wohlbefinden, nachweislich weniger Periodenschmerzen und anderen PMS-Symptomen bei. Es lohnt sich also, regelmäßig selbst Hand anzulegen!
Vivien ist zertifizierte ganzheitliche Sexualberaterin und erfahrene Erotik-Texterin, die zahlreiche Ratgeber- und Blogartikel geschrieben hat. Mit ihrer Expertise verfasst sie Texte rund um Liebe, Sexualität und Beziehungen. Vivien ist außerdem Co-Host vom Sex-Podcast „Bedtime Talk“ (u.a. auf Spotify).