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Der Lusttropfen beim Mann: Was ist Präejakulat und kann man davon schwanger werden?
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Der Lusttropfen beim Mann: Was ist Präejakulat und kann man davon schwanger werden?

Lusttropfen des Mannes

Um den Lusttropfen, Glückstropfen oder Vorsaft des Mannes gibt es immer noch Unklarheiten: Was ist drin? Kann man davon schwanger werden? Und wann kommt der Lusttropfen? Wir sind den Fragen rund um das Präejakulat oder Vorsperma auf den Grund gegangen und verraten dir, wo das „Precum” herkommt. 

Was ist ein Lusttropfen und wann kommt er?

Feuchte Höschen können nicht nur bei Frauen ein Zeichen von sexueller Erregung sein – sondern auch bei Männern. Schuld daran ist der sogenannte Lust- oder Glückstropfen, auch Präejakulat genannt. Beim Vorsperma handelt es sich um ein zähes, klares Sekret, das aus der Peniseichel austritt, wenn der Mann sexuell erregt ist. Das Aussehen ähnelt gewöhnlichen Wassertropfen.

Da Sperma und Urin sich im Penis eine Leitung teilen, dient das Pre-Cum dazu, die Harnröhre vor dem Samenerguss zu reinigen und das saure Milieu in ein spermienfreundliches, basisches zu verwandeln. Präejakulat ist außerdem ein natürliches Gleitmittel, ähnlich der Lubrikation bei Frauen. Die Menge variiert laut der Zeitschrift für Andrologie zwischen einer Menge von wenigen Tropfen und mehr als fünf Millilitern: Das ist mehr als ein Teelöffel!

Wo kommt der Lusttropfen her?

Das Präejakulat, das tropfenartig aussieht und austritt, wird von der Bulbourethraldrüse oder Cowper-Drüse produziert. Das sind zwei erbsengroße Drüsen, die sich neben der Prostata befinden. Sie produzieren eine Flüssigkeit, die den pH-Wert der Harnsamenröhre neutralisiert und so verhindert, dass die Spermien auf ihrem Weg absterben. 

Das gilt auch für den pH-Wert der Vagina, wenn du ungeschützten Geschlechtsverkehr hast. Auch hier sorgt der Vorsaft des Mannes für ein spermafreundlicheres Milieu. 

Sind Spermien im Lusttropfen enthalten?

Spermien sind im Precum enthalten
Studien konnten Spermien im Precum von Männern nachweisen, jedoch war die Menge sehr gering. Foto: Christoph Burgstedt – Shutterstock.com

Ob und wie viele Spermien im Lusttropfen enthalten sind, wurde in (aktuell) fünf Studien untersucht. In drei Studien wurden bei 16 bis 41 Prozent der teilnehmenden Männer Spermien im Precum nachgewiesen. Allerdings war die Menge, die bei diesen Teilnehmern gemessen wurde, so gering, dass sie womöglich keine Eizelle befruchten können. In zwei anderen hatte keiner der Teilnehmer Spermien im Vorsperma. Das bedeutet aber nicht, dass Frau nicht vom Sehnsuchtstropfen schwanger werden kann.

Zu viel ist zu viel? So kannst du die Präejakulat-Menge reduzieren

Dass die Menge an Sperma zuweilen von Mann zu Mann variiert, ist bekannt, und auch, dass die Geschichte von lediglich einem Teelöffel Ejakulat ein Märchen ist – oder ist damit die Menge an Präejakulat gemeint? Vorweg: Eine „normale” Menge gibt es nicht! Jeder Körper tickt anders und während der eine binnen Sekunden bei Erregung eine feuchte Hose hat, ist beim anderen kaum ein Tropfen in der Unterhose zu sehen. Nichtsdestotrotz gibt es theoretisch Maßnahmen, die die Lusttropfenmenge reduzieren.

Ein Zuviel an Sehnsuchtstropfen kann zum Problem werden, wie ein User im Netdoctor-Forum verrät: „Wenn ich ein attraktives Mädchen sehe, kriege ich sofort einen Steifen und es beginnt, aus meiner Penisspitze zu tropfen. Meistens ist es so viel, dass meine Unterwäsche und meine Hose, bis ich bei der Arbeit ankomme, so durchnässt sind, dass mich meine Kollegen damit aufziehen.” Abgesehen davon, dass Precum-Shaming nicht die feine Art ist, hat Mann wenig Möglichkeiten, etwas dagegen zu machen. Angeblich soll ein effektives Beckenbodentraining helfen – bewiesen ist das jedoch nicht. Auch häufiges Masturbieren soll helfen, weil dann die Speicher leer sind, aber auch diese Maßnahme ist zweifelhaft. 

Dr. Andrew Rynne, Gründer der Website Medical Advice und Autor des Buches „Vasectomy Doctor”, kennt die wohl einzige Lösung für das Problem: „Die einzige medizinische Behandlungsmethode ist meines Wissens nach Finasterid.” 

Dabei handelt es sich um einen Wirkstoff, der Männern bei Haarausfall helfen soll. Haarausfall wird durch das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) angeregt – genauso wie die Cowper-Drüse. Leider führt die Einnahme solcher hormonverändernder Medikamente zu einem Verlust der Libido. Aber es gibt Hoffnung, denn viele Männer berichten, dass sie mit zunehmendem Alter trockener werden, weil sich die Drüsen mit der Zeit beruhigen. Der beste Rat von Dr. Rynne: „Wenn möglich, sollte man die ‚übermäßige Präejakulation‘ als normalen, gesunden und angenehmen Zustand hinnehmen und aufhören, es als etwas Schmutziges oder Peinliches zu betrachten.” 

Kann man durch Lusttropfen schwanger werden?

Es besteht ein reelles Risiko, durch Präejakulat schwanger zu werden, besonders während dem Eisprung. Das ist auch der Grund, warum Coitus interruptus, die Rauszieh-Methode, einen so schwankenden Pearl-Index von 4 bis 27 hat. Das bedeutet, dass 4 bis 27 Frauen von 100 ungewollt schwanger werden. Der Lusttropfen kommt zwar nicht aus den Hoden, aber kann in einigen Fällen trotzdem eine geringe Menge Spermien enthalten. Der Grund dafür ist noch nicht abschließend geklärt. 

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Eine Theorie wäre, dass sich wegen einer vorhergehenden Ejakulation noch Spermien in der Harnröhre befinden, die mit dem Lusttropfen herausgespült werden. Es ist aber auch möglich, dass bei Erregung eine kleine Menge Sperma von den Nebenhoden in die Harnsamenröhre gerät. Wer sich mit dem Pearl-Index auskennt, erkennt aber, dass die Rauszieh-Methode einem anderen Verhütungsmittel ähnelt.

Frau wurde schwanger durch Lusttropfen
Frauen können durch Lusttropfen schwanger werden. Foto: koyokin – Shutterstock.com

Coitus Interruptus so sicher wie Kondome?

In einer Studie (2014) von Contraception, einer internationalen Zeitschrift zum Thema Fortpflanzung, heißt es laut einem Vice-Artikel: „Das Rausziehen ist bei der Schwangerschaftsverhütung ungefähr genauso wirksam wie Kondome.” Das ist aber nur der Fall, wenn diese Methode perfekt angewandt wird. Zieht er„ihn” also raus, bevor Präejakulat und Ejakulat kommen, werden statistisch nur vier Prozent der Frauen schwanger, die diese Methode anwenden. Bei nicht perfekter Durchführung erhöht sich die Zahl der ungewollten Schwangerschaften auf 18 Prozent. 

Diese Zahlen ähneln denen von Kondomen, denn auch hier liegt die Ausfallquote bei richtigem Gebrauch bei zwei Prozent und bei fehlerhafter Anwendung bei 17 Prozent: ein marginaler Unterschied. Auch wenn die Wirksamkeit bei der Schwangerschaftsverhütung unter Umständen gegeben ist, schützt diese Methode jedoch nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Sexuell übertragbare Krankheiten durch Lusttropfen?

Im Glückstropfen können nicht nur Spermien, sondern auch Viren und Bakterien enthalten sein. Am häufigsten wird Gonorrhoe (also Tripper) über das Präejakulat weitergegeben. Diese Erreger dringen von der Harnröhre bis in die Cowper-Drüse vor und infizieren diese. Sind die Bakterien dort erst einmal angekommen, werden sie zusammen mit dem Lusttropfen zu potenziellen Überträgern. 

Aber auch andere Geschlechtskrankheiten können so übertragen werden, wie zum Beispiel Chlamydien, Mykoplasmen und Pilzinfektionen. Wenn du dich nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen willst, solltest du auf Nummer sicher gehen und zu Kondomen greifen!


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