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Vorzeitiger Samenerguss: Das können Männer dagegen tun
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Vorzeitiger Samenerguss: Das können Männer dagegen tun

Mann leidet unter vorzeitigem Samenerguss

Wer zu früh kommt, verpasst das beste? Der vorzeitige Samenerguss beeinträchtigt viele Beziehungen. Warum das nicht sein muss und was Paare dagegen unternehmen können, klären wir hier.

Ejaculatio Praecox: Nur eine schwammige Definition

Früh kommen bedeutet nicht immer, zu früh zu kommen. Obwohl viele Männer sich über den vorzeitigen Samenerguss beklagen, gibt es keine genaue Definition des Phänomens. Unter dem medizinischen Fachbegriff „Ejaculatio Praecox“ versteht man meist einen als zu früh empfundenen, unkontrollierten Samenerguss, der die Beziehung beeinträchtigt.

Von einer genauen Zeit ist dabei nicht die Rede, denn auch Sex mit sehr kurzer Penetration kann für ein Paar erfüllend sein. Entscheidend für die Diagnose einer Ejaculatio Praecox ist deshalb das Wohlbefinden des Paares, vor allem des direkt betroffenen Mannes.

Kann der Mann mit seinem Partner oder seiner Partnerin noch ein gutes Sexleben haben? Oder beeinträchtigt der unkontrollierte Orgasmus das Selbstwertempfinden und die Beziehung? Hier liegt der Knackpunkt und damit der Unterschied zwischen kurzem und zu kurzem Sex.

Das sind Anzeichen für den vorzeitigen Samenerguss

Mann versucht vorzeitigen Samenerguss zu verhindern
Betroffene eines vorzeitigen Samenerguss haben keine Kontrolle über ihre Ejakulation (Foto: gpointstudio – Shutterstock.com)
  • Regelmäßige Ejakulation sehr kurz nach der Penetration oder vor der Penetration
  • Fehlende Kontrolle über die Ejakulation
  • Partner*innen empfinden den Sex nicht als erfüllend
  • Betroffene leiden psychisch unter den Folgen
  • Ein normales, regelmäßiges Sexleben ist unvorstellbar

Das sind keine eindeutigen Anzeichen der Ejaculatio Praecox

  • Gelegentlicher sehr früher Orgasmus, vor allem nach langer sexueller Abstinenz
  • Samenerguss vor dem Orgasmus der Frau
  • Kontrollmöglichkeit des Samenergusses durch langsame Bewegungen oder Innehalten

Der „normale“ Samenerguss kommt früher als Mann denkt

Werbungen auf Pornoseiten oder Spam-Mails im E-Mail-Postfach gehen mit dem Begriff des vorzeitigen Samenergusses etwas inflationär um – und bestärken dadurch das Problem. Mit Nichten müssen Männer mit Pornodarstellern wie Johnny Sins, Danny D. oder James Deen mithalten können. Der Porno-Mythos von der langen Standhaftigkeit „echter Männer” hat schließlich nur wenig mit der Realität zu tun.

Mann hat eine vorzeitige Ejakulation
Durchschnittlich dauert es etwas mehr als fünf Minuten von der Penetration bis zum Samenerguss (Foto: AlessandroBiascioli – Shutterstock.com)

Fassen wir es kurz: Etwas mehr als fünf Minuten dauert Sex von der Penetration bis zum Samenerguss durchschnittlich laut einer weltweiten Studie. Je älter Mann wird, desto kürzer wird der Sex.

Wer also glaubt, er leide unter einer vorzeitigen Ejakulation, weil er nicht mit den Stars der Pornobranche mithalten konnte oder weil er in jungen Jahren etwas mehr Durchhaltevermögen gezeigt hat als heute, irrt sich. Der eigentliche Geschlechtsakt ist relativ kurz – und darf es auch sein. Schließlich gibt es noch das Vorspiel!

Mit diesem Gedanken hätten Betroffene schon einen guten Schritt in die richtige Richtung getan, denn gerade der Leistungsdruck ist es, der Männer mitunter stark stresst. Das führt dazu, dass sie mit Ihrem Sexleben unzufrieden werden, sich selbst weiter unter Druck setzen – und immer wieder das Gefühl bekommen, zu scheitern.

Frühzeitiger Samenerguss ist nicht selten

In diesem Teufelskreis befinden sich mehr Männer, als man allgemein glauben möchte. Der Mythos um Männlichkeit und Potenz ist schließlich so stark, dass nur wenige Männer offen von ihren Problemen berichten würden.

Eine der wenigen verlässlichen Studien wurde daher anonym über das Internet durchgeführt und spricht von unerwartet hohen Zahlen: Etwas über 22 Prozent der Männer haben nach eigenen Angaben Probleme mit frühzeitigem Samenerguss – das ist mehr als jeder Fünfte. Doch nur ein Zehntel der Betroffenen sucht sich hierfür professionelle Hilfe.

Ein großer Fehler, denn tatsächlich ist das Zu-früh-Kommen ein Problem, das sich in vielen Fällen lösen lässt. Schließlich entsteht es im Kopf der Person. Es kann jeden zu jeder Zeit treffen und genauso gut wieder verschwinden.

Zu frühe Ejakulation kann jederzeit auftreten

Mediziner unterscheiden zwei Hauptarten der Ejaculatio Praecox (EP). Unter der primären EP leiden Männer bereits ihr ganzes Leben. Der frühzeitige Samenerguss fand hier schon mit den ersten sexuellen Kontakten statt, sodass die Betroffenen keine positiven Erfahrungen sammeln konnten. Diese Form der EP ist die häufigste.

Mann leidet unter Ejaculatio Praecox
Das verfrühte Ejakulieren kann zu einem beliebigen Zeitpunkt im Leben eines Mannes auftreten (Foto: Lopolo – Shutterstock.com)

Daneben kann das verfrühte Ejakulieren jedoch auch zu einem beliebigen Zeitpunkt im Leben des Mannes auftreten. Hier sprechen Mediziner von der sekundären EP. In einigen Fällen hängt die sekundäre EP mit anderen Krankheitsbildern zusammen, meist hat sie jedoch psychische Ursachen.

Der Lebensstil spielt kaum eine Rolle

Tatsächlich gibt es nur wenig Einigkeit über die Ursachen für den vorzeitigen Samenerguss. Gerade körperliche Ursachen gelten als umstritten. Harnwegsinfekte, Diabetes und ein gestörter Serotoninhaushalt können das Problem begünstigen, genauso wie die Einnahme von Medikamenten, heißt es von den einen.

Andere behaupten das Gegenteil: Im Rahmen der Arbeit zur German Male Sex Study (GMS) fand ein Team aus Urolog*innen heraus, dass nur wenige äußerliche und körperliche Faktoren tatsächlich die Standhaftigkeit der Befragten beeinflussten. Diabetes, Masturbationsverhalten, Bluthochdruck oder Prostata-Entzündung haben demnach keinen Einfluss auf die Penetrationsdauer.

Ein deutlicher Faktor, der den vorzeitigen Orgasmus der Männer begünstigte, war ein gravierender Mangel an Sport. Davon sprachen die Forscher*innen jedoch nur, wenn ein Mann nicht einmal eine halbe Stunde pro Woche spazieren ging. Dementsprechend konnten die Forscher*innen ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der EP und dem allgemeinen Gesundheitszustand feststellen.

Bei den meisten Männern ist jedoch die Ursache des Problems im Kopf der Betroffenen zu suchen.

Die Psyche als Ursache sexueller Unzufriedenheit

Geringe sexuelle Aktivität, erektile Dysfunktion, Versagensängste und Libido-Störungen waren unter Betroffenen der Studie häufig zu finden. Interessant ist, dass all diese Muster häufig ein Zeichen von hohem, sexuellem Leistungsdruck sind.

Mann überlegt wie er seine Ejakulation verzögern kann
Viele Betroffene von frühzeitigem Samenerguss leiden unter sexuellem Leistungsdruck (Foto: PKpix – Shutterstock.com)

Alles also eine Sache der Einstellung? Es scheint zumindest so. Damit ist allerdings die Lösung des Problems noch nicht gegeben, denn Versagensängste, Druck und Symptomatik begünstigen sich gegenseitig. Frühkindliche sexuelle Störungen oder eine längst überholte Sexualerziehung sitzen tief in der Vorstellung der Betroffenen.

Geschürt wird der Druck außerdem von vermeintlich männlichen Rollenbildern und den unrealistischen Darstellungen der Porno- und Filmindustrie. Eine Situation, die oft professionelle Hilfe erforderlich macht.

Folgen für Männer und ihre Partner*innen

In jedem Fall ist es Männern und ihren Partner*innen empfohlen, das Problem anzuerkennen und etwas für ein erfülltes Sexleben zu tun. Es ist nicht ratsam, den vorzeitigen Samenerguss totzuschweigen oder gar verstecken zu wollen.

Gerade Vermeidungsstrategien führen oft nur zu weiteren Problemen in der Beziehung. Weniger Sex und vor allem ein mangelnder Austausch über die Gründe schafft weniger Zufriedenheit und beeinträchtigt das Selbstwertgefühl – beider Partner*innen.

Die Angst vor dem Versagen kann sich schließlich zuspitzen, bis hin zu Erektionsproblemen, welche die Beziehung weiter belasten. Trennt sich der Partner oder die Partnerin schließlich, kann auch das Beziehungsleben langfristig Schaden nehmen. Männern vergeht bspw. die Lust an einer neuen Beziehung aus Angst, wieder zu früh zu kommen.

Den Partner oder die Partnerin in die Problematik einweihen

Der vielleicht schwerste Schritt zu einem besseren Sexleben ist die Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin. Da der vorzeitige Samenerguss weit verbreitet ist, wird es für viele Partner*innen nicht einmal das erste Mal sein, dass sie es erleben. Für den Betroffenen verlangt das Eingeständnis jedoch viel Mut ab.

Mann möchte nicht zu früh kommen
Den Partner oder die Partnerin sollte man in das Vorhaben, die Ejakulation hinauszuzögern, unbedingt einweihen (Foto: Photographee.eu – Shutterstock.com)

Den Samenerguss selbst „heimlich“ hinauszuzögern und das unangenehme Gespräch zu umgehen, ist jedoch keine gute Idee. Wer bestimmte Techniken zum Hinauszögern ausprobiert und das gleichzeitig vor dem Partner oder der Partnerin verstecken muss, kann sich beim Sex nur schwer fallen lassen. Sorgenloser Sex und eine entspannte Grundhaltung hingegen sind gerade das Mittel zum Erfolg.

Damit die kürzeste Nebensache zur schönsten wird, gilt es also zunächst, das Problem aus dem Kopf zu schaffen. Nur wer seine Ängste frei kommuniziert, hat nichts mehr zu verstecken und kann mit der Unterstützung des Partners oder der Partnerin daran arbeiten. Schließlich klappt Sex im Team einfach besser – für beide.

Wie können Betroffene die vorzeitige Ejakulation verhindern? Übungen, Praktiken, Kommunikation

Methoden wie Slow Sex können helfen, ganz ohne Zwang und Druck Sex zu haben. Beim Slow Sex geht es nicht darum, die Ejakulation zu verzögern, sondern sich von dem Orgasmus-Zwang zu befreien. Hier kommen die Partner*innen auf ihre Kosten, ohne dass sie schlechte Erfahrungen machen, denn Slow Sex ist auch ohne Orgasmus schön.

Zusätzlich gibt es verschiedene Übungen gegen den vorzeitigen Samenerguss um länger beim Sex durchzuhalten. Neben Beckenbodentraining ist zum Beispiel die Start-Stopp-Methode hilfreich. Dabei masturbiert man  bis kurz vor dem Höhepunkt, legt dann eine Pause ein und wiederholt das Ganze ein paar Mal, bis man schließlich „kommen darf”. 

Auch die Squeeze Methode ist beliebt. Hierbei masturbiert man ebenfalls bis kurz vor dem Orgasmus, stoppt dann und drückt ein paar Sekunden leicht auf die Eichel, um die Erektion zu verringern. Anschließend wartet man ca. eine halbe Minute und wiederholt das Ganze ein paar Mal.

Wenn offene Kommunikation und eigene Therapieversuche trotzdem nicht helfen, gibt es noch professionelle Anlaufstellen.

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Vorzeitiger Samenerguss: Behandlung mit Medikamenten

Obwohl es sich vielleicht komisch anfühlt: Auch Allgemeinmediziner können Männern helfen, ihren Orgasmus in den Griff zu bekommen. Zumindest können Ärzte körperliche Ursachen ausschließen und ihre Patienten an einen Urologen verweisen.

Dieser kennt sich bestens mit allen Funktionen und Einschränkungen der männlichen Geschlechtsmerkmale aus und kann die vorzeitige Ejakulation eventuell medikamentös behandeln. Eine Operation gegen den vorzeitigen Samenerguss ist jedoch nicht vorgesehen.

Selbst psychische Ursachen für die EP können mittels Lidocain therapiert werden. Dieses wird als Creme oder Spray auf die Eichel gesprüht und senkt die Empfindlichkeit, sodass es eventuell später zur Ejakulation kommt. Durch die Erfolgserlebnisse mit dem Medikament soll dann das Selbstwertgefühl des Mannes steigen.

Vorzeitiger Samenerguss Medikament
Einige Männer nehmen Dapoxetin, um Kontrolle über ihren Orgasmus zu gewinnen (Foto: Photoroyalty – Shutterstock.com)

Alternativ kann er Dapoxetin, einen sogenannten Selektives Serotonin Wiederaufnahme Hemmer (SSRI) einnehmen, um mehr Kontrolle über seinen Orgasmus zu gewinnen.

Die langfristigen Erfolgsaussichten sind allerdings umstritten. Gerade bei der Einnahme von Tabletten kann es zu einigen unangenehmen Nebenwirkungen kommen, welche die positiven Aspekte überwiegen.

Außerdem übernehmen die Krankenkassen in der Regel keine medikamentöse Therapie der EP. Die entsprechenden Medikamente sind bei ihnen scheinbar als „Lifestyle“-Medikamente für bessere Performance gesunder Männer verkannt.

Sexualtherapeut*innen helfen, den Orgasmus zu verzögern

An vielen Stellen ist eine psychische Sexualtherapie ohnehin nützlicher. Sexualtherapeut*innen kennen sich am besten mit den psychischen Belastungen beim Sex aus. In Therapiesitzungen erarbeiten sie mit Paaren und Einzelpersonen die Ursachen sexueller Störungen und haben viele Tricks und Tipps, wie Betroffene Ihr Sex-Leben in den Griff bekommen können.

Praktiken wie Slow Sex und verschiedene Übungen sind auch hier ein Thema. Wichtiger ist jedoch die Arbeit gegen die Ängste des Mannes und für eine gesunde Beziehung.

Sexualtherapeut*innen sorgen ebenfalls dafür, dass die Partner*innen der Betroffenen bedacht werden – schließlich beeinträchtigt auch sie das eingeschränkte Sexleben und die Sorgen des Geliebten.

Was kann ich tun, wenn mein Partner unter dem vorzeitigen Samenerguss leidet?

Oft versuchen Männer aus Angst und Scham, ihre Probleme zu verbergen oder totzuschweigen. Dass das keine Lösung ist, haben wir bereits erläutert. Wichtig für betroffene Partner*innen ist es genau deshalb auch, sensibel mit dem Thema umzugehen und vor allem: Keinen zusätzlichen Druck auszuüben. Stattdessen ist es das Beste, Hilfe anzubieten.

Frau hilft Mann Ejakulation zurückhalten
Als Partner oder Partnerin eines von vorzeitigem Samenerguss Betroffenen ist es wichtig, keinen Druck auszuüben und Hilfe anzubieten (Foto: Jacob Lund – Shutterstock.com)

Vielleicht hilft es sogar, dem Partner zu erklären, dass Sex nicht lang sein muss oder dass das Vorspiel wesentlich wichtiger ist. Doch bei ernsthaften und dauerhaften Problemen mit der frühen Ejakulation sollten sich auch die Partner*innen tiefer mit dem Thema auseinandersetzen.

Lektüren wie das Buch Vorzeitiger Samenerguss – Hintergründe, Tipps, Auswege und Erfolgsberichte Betroffener können helfen, das Problem zu verstehen. Partner*innen können ebenfalls Sexualtherapeut*innen um Rat fragen und den Partner vorsichtig zu einer Therapie animieren.

Dadurch wird der Sex nicht immer wesentlich länger, dafür aber von Sorgen befreit – und darum geht es schließlich den meisten Menschen beim guten Sex.

In keinem Fall sollten Paare jedoch eigenhändig mit dubiosen Medikamenten experimentieren. Auch Hausmittel und homöopathische Mittel gegen den vorzeitigen Samenerguss gilt es, mit Vorsicht zu genießen. Der Penis ist schließlich sehr empfindlich. 

Tipps und Angebote im Internet können oft in die Irre führen und ersetzen nicht die Beratung durch eine geschulte Fachkraft.


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